TTZ Lampoldshausen
Seminar
24. Mai 2012
74329 Hardthausen-Lampoldshausen
Zoltán Faragó
Verbrennungsvorgänge in Kaminöfen
Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn GmbH,
Technologie-Transfer-Zentrum Lampoldshausen,
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
Gliederung:
Grundlagen
Chemie der Holzverbrennung
Flammenleuchten – Rußbildung
Lesen aus der Flamme
Formel und Kennzahlen
Optimales Feuern
Feuerungstechnische Kenndaten bei der Verbrennung von
Biomasse
Bild 50: C-H-O-Dreiecksdiagramm einiger Brennstoffe [ ∑(C,H,O) = 100 Gewichtsprozent ]
Bild 50 zeigt die C-H-O-Analyse einiger Brennstoffe in einem Dreiecksdiagramm. Bei einer eindeutigen
Elementarzusammensetzung erscheint die C-H-O-Verbindung im Dreiecksdiagramm als Punkt
(z.B. H2O, CO2, CO, Kohlenstoff, CH4, Cellulose, Stärke, Zucker, im Diagrammtext fett gedruckt, mit einem roten Stern
gezeichnet ). Brennstoffe, die auf der blauen Linie zwischen C und H2O liegen, ergeben bei der stöchiometrischen
Verbrennung die maximale CO2-Konzentration von CO2,max = 21 %; Brennstoffe oberhalb dieser Linie führen zu CO2,max < 21 %,
unterhalb zu CO2,max > 21 %.
In Kenntnis des C-H-O-Gehaltes vom Brennstoff und der Luftzahl kann bei einer angenommenen Luft-Zusammensetzung von 21 % O2
und 79 % N2 die Reaktionsgleichung der vollständigen Verbrennung durch Gleichung (12) beschrieben werden als:
CxHyOz +
λ⋅ (x/12
+y/4 - z/32 )⋅22,414
m³ O2 + 3,76⋅λ⋅ (x/12
+y/4 - z/32 )⋅22,414
m³N2
=
(x/12)⋅22,414 m³ CO2 + (y/2)⋅22,414 m³ H2O
+ (λ-1)⋅
(x/12
+y/4 -z/32 )⋅22,414 m³ O2 +
+ 3,76⋅λ⋅ (x/12
+y/4 - z/32 )⋅22,414
m³N2 (12)
mit λ als die Luftzahl der Verbrennung, x, y und z als der Gewichtsanteil der Elemente C, H und O.
Das Luftvolumen der stöchiometrischen Verbrennung von 1 kg Brennstoff wird als Lmin, das zugehörige wasserfreie
Abgasvolumen als Atr.,min bezeichnet. Die CO2-Konzentration im trockenen Abgas der stöchiometrischen Verbrennung
wird CO2,max genannt. Die Größen Lmin, Atr.,min und CO2,max sind brennstoffspezifische Kennzahlen.
Der Wasserdampfgehalt des (feuchten) Abgases ist in Gl. (12) mit blauer Farbe gekennzeichnet: in der Regel bezieht sich
die Abgasanalyse auf die „trockene“ Zusammensetzung, bei der der Wasserdampfgehalt nicht mitgezählt wird.
Berechnung
der Luftzahl
Die brennstoffspezifischen Kennzahlen können aus der Elementarzusammensetzung für die Luftzahl λ = 1 nach Gleichungen (12) berechnet werden. In Kenntnis dieser Kennzahlen und der trockenen Abgaszusammensetzung der vollständigen Verbrennung kann wiederum die Luftzahl der vollkommenen Verbrennung berechnet werden. Die Gleichungen hierzu lauten:
(13)
und
. (14)
Gleichung (14) wird häufig in Rauchgascomputern angewandt. Da die Verbrennung bei Öl- und Gasfeuerungen annähernd vollständig verläuft, ist die Genauigkeit dieser Gleichung für die Brennstoffe Öl und Gas ausreichend.
Die Stückholzverbrennung in handbeschickten Kaminöfen mit Naturzug ist unvollständig, d.h. die Verbrennungsprodukte sind nicht nur CO2 und H2O, sondern das Abgas enthält viele unverbrannte Komponenten. Der wichtigste unverbrannte Abgasbestandteil ist das Kohlenmonoxid. Die Reaktionsgleichung der unvollständigen Verbrennung lautet, wenn nur ein unvollständiges Verbrennungsprodukt, das Kohlenmonoxid, durch die Gleichung berücksichtigt wird:
CxHyOz + λ⋅ (x/12 +y/4
- z/32)⋅22,414 m3 O2 + 3,76⋅λ⋅(x/12 +y/4 - z/32)⋅22,414 m3N2
=
φ⋅ (x/12)⋅22,414
m3 CO2 + (1-φ)⋅ (x/12)⋅22,414
m3 CO +
(1-φ)⋅ (x/12) ⋅ 22,414
m3 O2/2 + (y/2)⋅22,414
m3 H2O +
(λ - 1)⋅ (x/12
+y/4 -z/32)⋅22,414
m3 O2 +3,76 ⋅ λ⋅ (x/12 +y/4 - z/32)⋅22,414
m3N2 (15)
x, y, z: Gewichtsanteil der Elemente C, H und O
λ = L / L min
φ = CO2 / (CO2+CO), 0 ≤ φ ≤ 1 vollkommene Verbrennung: φ = 1
Für λ=1 und φ=1 → CO2max, (A tr.min/L min), A tr.min, L min
Die stöchiometrische Globalreaktion der unvollkommenen Kohlenstoff-Verbrennung
mit φ = 0 beschreibt die Kohlenmonoxidbildung, wobei der
restliche Sauerstoffgehalt im „Abgas“ genau so hoch ist, dass es genau
ausreicht, Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid zu oxidieren:
C + O2 = CO + ½ O2 (16)
Die Luftzahl kann auch bei der unvollkommenen Verbrennung aus der trockenen Abgaszusammensetzung berechnet werden. Die Gleichungen hierzu sind:
(17)
und
. (18)
Da die brennstoffspezifischen Kennzahlen CO2max, Atr.min und Lmin für die vollkommene Verbrennung gelten, jedoch für die unvollkommene Verbrennung angewandt werden, sind die Gleichungen (17) und (18) lediglich Näherungsgleichungen.
(19)
Gleichung (19) wiederum
berücksichtigt die Änderung des Abgasvolumens durch die Unvollkommenheit der
Verbrennung und ist daher korrekt. Die Quelle für Gleichung (19) ist:
Ernst-Rudolf Schramek:
Taschenbuch für Heizung + Klimatechnik 07/08, p. 224, Oldenbourg Verlag.
Bild 51: Kontrollrechnung für die Gleichungen (17) - (19) bei stöchiometrischer Verbrennung von CH4
Bild 52: Kontrollrechnung für die Gleichungen (17) - (19) für Verbrennung von CH4 bei λ =5
Gleichung (17) ist in DIN 4702 vorgeschlagen für die Berechnung der Luftzahl bei unvollkommener Verbrennung. Die Gleichung ist gut bei niedrigen CO-Konzentrationen, jedoch schwach bei nahstöchiometrischer Verbrennung für hohe CO-Konzentrationen. Bei λ≈1 ist eine genaue Kenntnis von CO2max erforderlich.
Gleichung (18) sollte bei Rauchgascomputern die dort angewandte Gl. (14) ersetzen! Die Gleichung ist gut bei nahstöchiometrischer Verbrennung, jedoch schwach bei hoher Luftzahl für hohe CO-Konzentration.
Gleichung (19) ist immer korrekt, daher ideal bei Verbrennung von nachwachsenden Brennstoffen. Bei λ ≈ 1 ist eine genaue Kenntnis von CO2max erforderlich.
Nr. |
Quelle |
Brennstoff |
C (%) |
H (%) |
O (%) |
CO2max
(%) |
Atr.min / Lmin |
1 |
1 |
50,19 |
6,43 |
43,38 |
20,1 |
0,988 |
|
2 |
1 |
Lärche |
50,11 |
6,31 |
43,58 |
20,2 |
0,99 |
3 |
1 |
49,95 |
6,41 |
43,64 |
20,1 |
0,989 |
|
4 |
1 |
49,94 |
6,25 |
43,81 |
20,3 |
0,991 |
|
5 |
1 |
49,80 |
6,31 |
43,89 |
20,2 |
0,99 |
|
6 |
1 |
49,70 |
6,31 |
43,99 |
20,2 |
0,99 |
|
7 |
1 |
49,59 |
6,38 |
44,03 |
20,2 |
0,989 |
|
8 |
1 |
49,43 |
6,07 |
44,50 |
20,5 |
0,994 |
|
9 |
1 |
49,41 |
6,86 |
43,73 |
19,7 |
0,984 |
|
10 |
1 |
49,36 |
6,08 |
44,56 |
20,5 |
0,994 |
|
11 |
1 |
Knackweide |
48,84 |
6,36 |
44,80 |
20,3 |
0,991 |
12 |
1 |
48,60 |
6,38 |
45,02 |
20,3 |
0,991 |
|
13 |
1 |
48,53 |
6,30 |
45,17 |
20,4 |
0,992 |
|
14 |
2 |
Hartholz |
50,25 |
6,21 |
43,54 |
20,3 |
0,991 |
15 |
2 |
Weichholz |
52,81 |
6,31 |
40,88 |
19,9 |
0,987 |
16 |
3 |
Eichenrinde |
52,71 |
5,71 |
41,58 |
20,5 |
0,994 |
17 |
3 |
Kiefernrinde |
55,06 |
5,82 |
39,12 |
20,2 |
0,99 |
18 |
4 |
Buche |
51,98 |
6,3 |
41,72 |
20,0 |
0,988 |
19 |
4 |
Ahorn |
51,46 |
6,12 |
42,42 |
20,2 |
0,99 |
20 |
4 |
Pappel |
51,98 |
6,30 |
41,72 |
20,0 |
0,988 |
21 |
4 |
Eiche |
49,48 |
5,38 |
43,15 |
21,01 |
1,0001 |
22 |
5 |
Nadelholz |
49,18 |
6 |
44,82 |
20,6 |
0,995 |
23 |
5 |
Laubholz |
50,09 |
6,31 |
43,6 |
20,18 |
0,99 |
24 |
6 |
Buche |
- |
- |
- |
20,9 |
0,999 |
|
7 |
Kohlenstoff |
100 |
0 |
0 |
21,0 |
1,0 |
|
7 |
Cellulose C6H10O5 |
44,44 |
6,47 |
49,38 |
21,0 |
1,0 |
|
4 |
Lignin Weichholz |
63,8 |
6,3 |
29,9 |
19,17 |
0,977 |
|
4 |
Lignin Hartholz |
60,19 |
6,44 |
33,9 |
19,32 |
0,979 |
Tabelle 4: C-H-O-Analyse [∑(C,H,O)=100 Gewichtsprozent] verschiedener Hölzer und daraus mit Gl. (12) errechnete Brennstoffkennzahlen
CO2max und Atr.min /Lmin. Quellen der Elementaranalysen:
1
Meyers
Konversations-Lexikon (1888)
2
Tillman D. et.al: Wood Combustion,
Academic Press., Orlando, p. 43, (1981)
3
Anon: Bioresource Technology,
37, p. 161-168, Elsevier Publishers,
(1991)
4
Thermal Data for Natural and
Synthetic Fuels, S. Guar & T. Reed, Marcel Dekker (1998)
5
Anon:
in G. Baumbach et. al: Wege zu einer sauberen Holzverbrennung, Uni Stuttgart,
IVD (2004)
6
Zoltán
Faragó: Eigene Messung
7
Theoretischer
Wert
Bild 53: Abgas-Luft-Verhältnis (A tr.min/L min ) als Funktion von CO2max
In Bild 53 sind die Brennstoffe für die Rechnung mint Gl. (12) von links nach rechts: CH4, Erdgas H, Erdgas L, C2H6, C3H8, C4H10, CH3OH, C10H20, Heizöl EL, C2H2, Lignin Weichholz, Lignin Hartholz, 24 Holzsorten, je zwei Torf-, Braunkohle- und Steinkohlesorten, Anthrazit, reiner Kohlenstoff, Cellulose C6H10O5, Aceton (CH3)2CO, Weinsteinsäure C4H2O4 und CO. Zum Vergleich werden die Rechnungen mit den Näherungsgleichungen (20) und (21) gezeigt.
mit
O2ref = 21 % (20)
Eine für alle untersuchten Brennstoffe anwendbare Näherungsgleichung für die Berechnung von (A tr.min/L min ) aus CO2max lautet:
(21)
In Kenntnis der Gleichungen (20) oder (21) wird für
die Berechnung der Luftzahl
aus der Abgaszusammensetzung mit den Gleichungen (13),
(17) oder (19) nur
eine einzige brennstoffspezifische Kennzahl benötigt,
nämlich
CO2max .
Bild 54: CO2-Gehalt
als Funktion des O2-Gehaltes im Abgas einiger Brennstoffe
(Bunte-Dreieck)
Der maximale CO2-Gehalt
wird in der Literatur für verschiedene Brennstoffe als brennstoffspezifische
Kennzahl angegeben. CO2max
schwankt je nach Elementarzusammensetzung des Brennstoffes. In Bild 54 wird die
Schwankungsbreite für Holz, Steinkohle und Heizöl EL mit „+“ und „-“ gekennzeichnet. Aus diesem Diagramm ist
ersichtlich, dass zur genauen Bestimmung der Luftzahl der Verbrennung genaue Kenntnis
von CO2max benötigt wird. Die
Literaturangaben für CO2max verschiedener Brennstoffe sind
widersprüchlich (siehe Tabelle 4, Brennstoff Nr. 13/18, 5/19, 6/20, 8/21). Für Pferdemist als Brennstoff schwankt CO2max
im Bereich 18 < CO2max < 24,5% (Florian Lange,
Dissertation, Uni Rostock, 2007, pp. 35-36)
Bei gleichzeitiger
Messung von CO2, CO und O2 im Abgas kann der maximale CO2-Gehalt
des jeweiligen Brennstoffes experimentell ermittelt werden, wie dargestellt in
Bild 55.
Bild 55: Experimentelle Ermittlung von CO2max (Messung mit rbr-ecom-J2KN).
Für jede Messung in dieser Arbeit wurde CO2max experimentell ermittelt. Die Luftzahlbestimmung erfolgte mit Gl. (19), wobei für den Wert Atr.min / Lmin immer Atr.min / Lmin = 1 eingesetzt wurde (siehe Tabelle 4, rechte Spalte und Bild 53). Hierdurch vereinfacht sich Gl. (19) zu
. (22)
Wirkungsgradbestimmung
Da in der Glutphase
der Feuerung der CO-Gehalt der Abgase im Prozentbereich liegen kann, muss
sowohl die CO-Konzentration für die
chemischen Verluste als auch die Wärmekapazität des Kohlenmonoxids für die
thermischen Verluste berücksichtigt werden. Eine ausführliche Behandlung findet
sich in
Jörgen Good, Thomas Nussbaumer: Wirkungsgradbestimmung
bei Holzfeuerungen
Publication Number: 195423;
Die Wirkungsgradbestimmung in dieser Arbeit basiert auf obiger Literaturangabe, Kapitel „Vereinfachte Berechnungsmethode“, pp. 37 ff. Dabei werden die Wärmekapazitäten der Abgaskomponenten N2, CO2, H2O, O2 und CO, bezogen auf die Abgastemperatur von TAbgas = 200 °C, und die chemische Enthalpie der CO-Verbrennung berücksichtigt. Bei einer Holzfeuchte von u = 18 % ergeben sich die Gleichungen
(23)
und
(24)
Dabei stehen
qth und qch (%) für die thermischen
und chemischen Verluste,
TA und TL
(°C) für Abgas- und Lufttemperatur,
CO2 und CO
(%) für Kohlendioxid- und
Kohlenmonoxidkonzentration im Abgas;
die Zahlenwerte 1,41; 122; 182,5 und 64,66 ergeben sich aus den
entsprechenden
Stoffwerten.
Im
Abgastemperaturbereich von 150°C < TA
< 300°C ist der Fehler der Gleichungen (23) und (24) kleiner als 0,3% im Vergleich
zu exakten Berechnung der thermischen und chemischen Verluste.
Berechnung der Emissionsgrenzwerte der Schadstoffbildung
Die gemessene
Schadstoffkonzentration ist von der Luftzahl abhängig: erstens, weil die Luftzahl die Verbrennung (und damit die
Schadstoffbildung) beeinflusst, zweitens,
weil die Luftzahl das Abgasvolumen beeinflusst, und somit eine höhere Luftzahl
durch Verdünnungseffekt auch bei gleicher Schadstoffmenge zu einer niedrigeren
Schadstoffkonzentration führt.
Daher wird die
gemessene Schadstoffkonzentration zur Vergleichbarkeit auf eine einheitliche
Luftzahl umgerechnet. In der Bundesrepublik Deutschland stellt die
„erste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes
(Verordnung über
kleine und mittlere Feuerungsanlagen - 1.BImSchV)“
die Regeln der Umrechnung auf. Dabei werden Emissionsgrenzwerte für Staub- und
Kohlenstoffmonoxid-Massenkonzentration festgeschrieben. Nach
„Abschnitt 2 Feuerungsanlagen für feste Brennstoffe §
4 Allgemeine Anforderungen
(1)
Feuerungsanlagen für feste Brennstoffe; Punkt (2)
beziehen sich die
Emissionsbegrenzungen auf Sauerstoff im
Abgas von 13 %“.
Nach
„Anlage 2 (zu § 5 Absatz 1, §§ 7, 8, 10, 14 Absatz
4, § 15 Absatz 5, § 25 Absatz 2
Anforderungen an die Durchführung der Messungen im
Betrieb
(2.2):
Die Emissionen sind jeweils zeitgleich mit dem Sauerstoffgehalt im Abgas als
Viertelstundenmittelwert
zu ermitteln.“
Ebenfalls nach
Anlage 2 (zu § 5 Absatz 1, §§ 7, 8, 10, 14 Absatz 4,
§ 15 Absatz 5, § 25 Absatz 2
Anforderungen an die Durchführung der Messungen im
Betrieb2.2
sind die gemessenen
Emissionen nach der Beziehung
(25)
zu bestimmen. Es bedeuten:
EB =
Emissionen, bezogen auf den Bezugssauerstoffgehalt
EM =
gemessene Emissionen
O2B =
Bezugssauerstoffgehalt in Volumenprozent
O2 =
Volumengehalt an Sauerstoff im trockenen Abgas.
Nach Einsetzen von O2B = 13 % in Gleichung (14) unter Annahme von Atr.min / Lmin = 1 entspricht der Emissionsgrenzwert für Staubkonzentration der Luftzahl von λ = 2,625. Eine eindeutige Zuordnung der Luftzahl ist bei CO-Belastung ist nicht möglich, da bei unvollkommener Verbrennung Gleichung (14) für die Luftzahlbestimmung nicht korrekt ist (Bild 56).
Bild 56: Berechnung der Luftzahl aus der Abgaszusammensetzung; Verbrennung von 5 kg Holz mit oberem Abbrand, siehe auch Bild 57
Bild 56 zeigt die aus der Abgaszusammensetzung ermittelte Luftzahl für einen Brennvorgang im Feuerungsmodus oberer Abbrand bei der Verbrennung von 5 kg Stückholz in einem Kaminofen. Die Schwierigkeiten der Luftzahlbestimmung bei unvollkommener Verbrennung mögen der Grund sein, dass die erste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen (1.BImSchV) nicht die Luftzahl, sondern den Sauerstoffgehalt im Abgas für die einheitliche Emissionsberechnung vorschreibt.
Eine Widersprüchlichkeit bei der Berechnung von EB besteht trotzdem, wenn die gemessene Emission EM ein unverbranntes Verbrennungsprodukt ist, welches zur vollständigen Verbrennung Sauerstoff verbraucht, wie dies beim CO der Fall ist. Um bei sauerstoffverbrauchenden und nicht-sauerstoffverbrauchenden Emissionen eine einheitliche Umrechnung von EM auf EB zu gewähren, wird in Gleichung (26) eine korrigierte Formel vorgeschlagen:
(26)
mit
O2M = der
Sauerstoffverbrauch in Volumenprozent, der zur stöchiometrischen
Verbrennung der gemessenen Emission
EM benötigt wird.
Bild 57: Umrechnung der gemessenen Schadstoffemission CO
auf den Bezugssauerstoffgehalt im Abgas; Verbrennung von 5 kg Holz mit oberem
Abbrand, siehe auch Bild 56
Um
eine Feuerstätte nach der 1.BImSchV zu zertifizieren, werden Emissionen und der
Sauerstoffgehalt im Abgas zeitgleich erfasst und als Viertelstundenmittelwert
ausgewertet (1.BImSchV, Anlage 2, §
2,2). Die Verbrennungsparameter und Emissionen bei Stückholzfeuerung zeigen
jedoch eine enorme zeitliche Schwankung, wie dargestellt in den Bildern 56 und
57. Welche Viertelstunde bei der Zertifizierung berücksichtigt wird, ist dem
Autor dieser Arbeit nicht bekannt. Tabelle 5 zeigt, wie stark der Zeitpunkt der
Messung das Messergebnis beeinflusst:
Verbrennung
wie in Bild 56 und 57 |
CO
Emission bezogen auf 13% O2 im Abgas; Gl.(25) |
Erste
Viertelstunde (0 – 15 Min.) |
523 ppm |
Letzte
Viertelstunde (61 – 76 Min.) |
4196 ppm |
Beste
Viertelstunde (24 – 39 Min.) |
258 ppm |
Zeitlicher
Durchschnitt (0 – 76 Min.) |
1288 ppm |
Grenzwert
1.BImSchV, Stufe 1 (Kachelofen) |
2,0 g/m³ =
1600 ppm |
Grenzwert
1.BImSchV, Stufe 2 |
1,25 g/m³ = 1000 ppm |
Tabelle
5: CO-Emission der Feuerung in Kachelofen zu verschiedenen Zeitpunkten (Bild
56, 57)
Parameter |
Anheizphase |
Hauptverbrennungsphase |
Ausbrandphase |
Verbrennungsphase |
|||
Betriebszeit |
15 |
55 |
30 |
Energieumsatz |
10 |
70 |
20 |
CO Emissionen |
20 |
30 |
50 |
OGC (CxHy) Emissionen |
50 |
20 |
30 |
NOx Emissionen |
10 |
75 |
15 |
Abgasverluste |
5 |
55 |
40 |
Tabelle 6: Prozentuelle Aufteilung der Betriebsphasen bei
Stückholzverbrennung; (Quelle:
Josef Matt: Emissionsmessungen an Kachelöfen, Schriftenreihe Lebensraum Vorarlberg, 2001,
ISBN 3-9011487-31-X )
Bild 58: Verbrennung von 6 kg Holz; 4 kg oberer Abbrand, 2 kg Durchbrand; siehe Bild 59
Bild 59: Verbrennung wie in Bild 58, Luftzahl als Funktion der Zeit und CO-Emission als Funktion der Luftzahl
Anhang
Die Abgasverluste und somit der Wirkungsgrad von Öl- und Gasfeuerstätten werden nach der 1.BImSchV, Anlage 2, § 3.41 mit Hilfe der Siegert’schen Gleichung berechnet:
(27)
mit
qth = thermischer Abgasverlust (%)
TA, TL = Abgas- und Verbrennungslufttemperatur (°C)
O2 = Sauerstoff im trockenen Abgas (%)
A, B = brennstoffspezifische Kennzahlen nach Tabelle 7
|
Heizöl, Pflanzenöl |
Erdgas |
Kokereigas |
Flüssiggas |
A |
0,68 |
0,66 |
0,6 |
0,63 |
B |
0,007 |
0,009 |
0,011 |
0,008 |
Tabelle 7: Brennstoffspezifische Kennzahlen der Siegert’schen Gleichung
Die 1.BImSchV beinhalten keine Angaben zur Wirkungsgrad-Ermittlung von Holzverbrennung.
Für feste Brennstoffe, wie Holz, fehlen belastbare Literaturangaben für die brennstoffspezifischen Kennzahlen A und B.
In der Bedienungsanleitung des Abgas-Messgerätes Madur GA-21 plus wird der Abgasverlust folgendermaßen ermittelt (Quelle: http://www.madurusa.com/vb/data/manuals/ga-21plus/21p_d.pdf ):
(28)
mit
CO2 = Kohlendioxid im trockenen Abgas (%)
(29)
mit
qch = chemischer Abgasverlust (%)
A‘, B‘, α = brennstoffspezifische Kennzahlen nach Tabelle 8
CO2, CO = Kohlendioxid und Kohlenmonoxid im trockenen Abgas (%)
|
A‘ |
B‘ |
α |
Heizöl |
0,5 |
0,007 |
52 |
Erdgas |
0,37 |
0,009 |
32 |
Bio-Diesel |
0,4567 |
0,008 |
52 |
Braunkohle |
0,988 – 1,113 |
0 |
69 |
Steinkohle |
0,672 – 0,683 |
0 |
69 |
Holz (lufttrocken) |
0,65 |
0 |
69 |
Tabelle 8: Brennstoffspezifische Kennzahlen der Siegert’schen Gleichung und des chemischen Abgasverlustes der Verbrennung
In vielen anderen Abgascomputern wird der Abgasverlust mit der Siegert’schen Gleichung (27 oder 28) ermittelt, wobei die chemischen Verluste oft vernachlässigt werden. Die Gleichungen (24) und (29) für die Berechnung der chemischen Verluste sind annähernd identisch. Der Wirkungsgrad wird in Kenntnis der thermischen und der chemischen Verluste mit Gleichung (30) berechnet:
(30)
mit η = Wirkungsgrad (%).
Bild 60: Vergleich der Berechnung der thermischen Abgasverluste; Gl. (23) – Good, Nussbaumer; Gl.(28) – Madur 21 plus; Verbrennung wie in Bild. 58, 59
Bild 60 zeigt, dass die niedrigsten Werte der thermischen Abgasverluste in etwa im Zeitraum 15. bis 60. Minute erzielt wurden, in der Zeit des niedrigsten Luftüberschusses (Bild 59)
Bild 61: Vergleich der Berechnung der chemischen Abgasverluste; Gl. (24) – Good, Nussbaumer; Gl.(29) – Madur 21 plus; Verbrennung wie in Bild 58, 59
Aus Bild 61 ist ersichtlich, dass die chemischen Verluste
in der zweiten „Halbzeit“ stark zunehmen: Nach Bild 58 ist die CO-Bildung in
der Abbrandphase deutlich höher als in der Oberbrandphase; die hohen CO-Werte
führen zu hohen chemischen Verlusten.
Bild 62: Vergleich der Wirkungsgrad-Berechnung; Verbrennung wie in Bild 58, 59;
(Messung mit Wöhler-A-600, Wirkungsgrad-Berechnung η(G., N.)=Gleichungen (23),(24),
Wirkungsgrad-Berechnung η(M.)= Gleichungen (28), (29) )
Nach Bild 62 wird der höchste Wirkungsgrad im Zeitraum ≈ 15 < Zeit < 50 Minuten erreicht, infolge der geringsten thermischen Verluste. In diesem Zeitraum beträgt die Luftzahl der Verbrennung
λ≈2 (siehe Bild 59).
Bild 63: Wirkungsgrad als Funktion der Luftzahl; Verbrennung wie in Bild 58, 59
Bild 63 zeigt, dass der Wirkungsgrad am Anfang der Feuerung höher ist als am Ende. Ebenfalls steigt der Wirkungsgrad mit fallender Luftzahl, bis die Luftzahl ca. λ≈1,8 erreicht bzw. unterschritten wird. Bei weiterem Reduzieren der Luftzahl fällt der Wirkungsgrad infolge steigender chemischer Verluste.
Der optimale Betrieb liegt im Luftzahlbereich ≈ 1,8 < λ < 2,5, sowohl bezogen auf den Wirkungsgrad als auch bezüglich der Schadstoffbildung.